Ob Handys und Lautsprecher mit Siri oder Alexa, Mäh-, Staubsauger- oder Poolroboter: Hochspezialisierte Technik, nützliche Robotik und künstliche Intelligenz unterstützen uns schon heute im Haushalt, in der Freizeit oder im Garten. Auch in der Industrie sind Robotiklösungen längst ein wichtiger Bestandteil in Fertigungsanlagen vieler Fabriken. Ebenfalls nützlich ist die Zusammenarbeit im Team Mensch und Maschine in Operationssälen, so auch im Klinikum Lippe.
Computergestützte Technik ist in der modernen Chirurgie gängiger Standard. Hightech-Systeme erleichtern das millimetergenaue und vor allem zitterfreie Arbeiten in beengten Körperregionen. Besonders gefragt ist die sogenannte Robotik daher beispielsweise in der Urologie und in der Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe. Dort kommen gleich zwei Arztkonsolen des da Vinci-Operationssystems zum Einsatz.
Durch die Investition in eine zweite Arztkonsole kann die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte am da Vinci-Operationssystem noch effektiver stattfinden.
Medizinische Robotiksysteme wurden mit dem Ziel entwickelt, operative Eingriffe so schonend wie möglich durchzuführen. Die sogenannte minimalinvasive oder laparoskopische Chirurgie bietet den Vorteil, dass sich die Patienten möglichst schnell und vollständig wieder von der Operation erholen können. Die besondere Herausforderung bei einer OP: Der Bauchraum oder das menschliche Becken bieten nur wenig Platz. Bei einer Operation sollen aber Nerven und umliegendes Gewebe nicht verletzt werden
Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert, Leitender Arzt der Klinik für Urologie am Klinikum Lippe, sagt dazu: „Die minimal invasive, bildgestützte und hoch präzise robotische Urologie bietet uns Operateuren und den Patienten viele Vorteile. Wir steuern über eine Konsole alle Instrumente auf den Millimeter genau so, wie es der Eingriff erfordert. Der Operationsroboter gleicht unruhige Bewegungen aus, so dass wir unterstützt durch die etwa zehnfache und dreidimensionale Vergrößerung so präzise arbeiten können, wie es die menschliche Hand ohne Unterstützung nicht vermag.“
Mit dem da Vinci-Operationssystem führen die Kliniken für Allgemeinund Viszeralchirurgie und für Urologie anspruchsvolle Operationen durch und bilden auch junge Ärztinnen und Ärzte am System aus. Erfahrene da Vinci-Operateure am Klinikum Lippe sind:
Prof. Dr. Wolfgang Hiller Chefarzt
der Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie
Dr. Michael Leitz
Leitender Arzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert
Chefarzt der Klinik für Urologie
Dr. Sasa Pokupic
Sektionsleiter für urologische Robotik der Klinik für Urologie
Die Operateure profitieren also von der überlegenen Visualisierung, der verbesserten Geschicklichkeit, der größeren Genauigkeit und dem ergonomischen Komfort. Für die Patienten ist eine robotisch unterstützte Operation verbunden mit deutlich reduzierter Narbenbildung, einer geringeren Komplikationsrate durch den bestmöglichen Erhalt von Nerven und angrenzenden Strukturen sowie einer kürzeren Genesungszeit.
Doch, wie läuft eigentlich so eine Operation durch das Team Mensch und Maschine ab?
Eigentlich ganz ähnlich wie eine herkömmliche, laparoskopische Operation. Die Patienten werden für die OP vorbereitet und erhalten eine Narkose durch die Anästhesie. Im Operationssaal wird der Patient entsprechend der OP-Methode auf dem Operationstisch gelagert. Anschließend wird die Haut des Patienten dort großflächig desinfiziert, wo die Operation erfolgt, und mit sterilen Tüchern abgedeckt.
Dann wird der Bauchraum zunächst mit Kohlendioxid (CO2), also einem Gemisch aus Kohlenstoff und Sauerstoff, aufgebläht. Das Gas gelangt über einen Port – Zugang zum Körperinneren über die Haut – der sich je nach Operationsziel zum Beispiel im Bereich des Bauchnabels oder seitlich am Bauch befindet, in die Bauchhöhle und bringt dem Arzt ein freies Sichtfeld sowie Bewegungsspielraum während der Operation.
Unterhalb des Nabels werden an bis zu vier Stellen weitere kleine Schnitte / Ports positioniert. Diese sind zwischen fünf und zwölf mm lang und werden für die Positionierung der Kamera und der Operationsinstrumente benötigt. Die Kamera und die Instrumente – zum Beispiel Fasszangen, Nadelhalter oder Sauger – befinden sich an den vier Armen des Patientenwagens. Sie werden mit Hilfe sogenannter Trokare in die Hautöffnungen eingeführt. Erst wenn diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, beginnt der eigentliche Eingriff. Diesen führt der Operateur nicht am OP-Tisch, also direkt am Patienten, durch. Dort befinden sich lediglich die Fach- und Assistenzärzte der Anästhesie und der jeweiligen Klinik sowie das Team der Operationstechnischen Assistenten.
Am Patientenwagen befinden sich vier Arme, in denen die einzelnen Instrumente positioniert werden.
Der operierende Chirurg oder Urologe sitzt hingegen an einer Arztkonsole, die mit dem Patientenwagen elektronisch verbunden ist. Das Bild aus der im OP-Bereich positionierten Kamera wird zur Arztkonsole sowie auf den Videosystemwagen übertragen. Über Joysticks und Fußpedale hat der Operateur die vollständige Kontrolle über die Gelenkinstrumente und kann diese millimetergenau steuern. Dabei sieht er das Operationsfeld in 3D HD und kann so optimale Operationsergebnisse erzielen.
Ist das Operationsziel erreicht, werden Instrumente und Kamera wieder entfernt. Muss Gewebe entnommen werden, erfolgt dies mit Hilfe eines sogenannten Bergebeutels über einen der vorhandenen Hautschnitte. Dann verschließt der Operateur die Haut und die Operation ist beendet.
Mit Hilfe von Joysticks und Fußpedalen an der Arztkonsole steuert der Operateur Instrumente und Kamera millimetergenau und zitterfrei
Einsatzgebiete
Roboterassistierte Chirurgie am Klinikum Lippe mit dem da Vinci-Operationssystem
ALLGEMEIN- UND VISZERALCHIRURGIE
Operationen an Dick- und Mastdarm (Tumore, Entzündungen, Operationen bei Mastdarmvorfall), Operationen an Speiseröhre und Magen (Tumore, Refluxchirurgie), Adipositaschirurgie
UROLOGIE
Prostatakarzinom, gutartige Prostatavergrößerung, Harnblasenkarzinom, Harnblasenentfernung, Nieren- und Harnleiter-Karzinome, Nierenentfernung, Nierenbeckenplastik, Rekonstruktive Eingriffe des Beckenbodens (z. B. künstlicher Verschlussmuskel für die Harnblase bei der Frau)