Lunge? Lemgo!

Neue OP-Methode in der Thoraxchirurgie des Klinikum Lippe

„Wenn man Probleme mit der Lunge hat, muss man nach Lemgo kommen!“: Das ist das erklärte mittelfristige Ziel von Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, der seit Jahresbeginn Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Standort Lemgo des Klinikums Lippe ist. Neben frischem Wind für seine Klinik und das Lungenzentrum Lippe bringt der 52-Jährige neue OP-Methoden und ambitionierte Vorhaben mit.

Noch vor einem Jahr wurden Patientinnen und Patienten, die sich einer Lungenoperation unterziehen mussten, am Klinikum Lippe in Vollnarkose intubiert. Seit einigen Monaten ist damit – wann immer möglich und sinnvoll – Schluss. Die sogenannte niVATS gehört nun auch zum Leistungsspektrum des Klinikums Lippe in Lemgo.

Die Bezeichnung VATS steht für „Video Assisted Thoracoscopic Surgery“ und bedeutet, dass der Lungenchirurg während der Operation über einen Bildschirm den zu operierenden Bereich genau sehen und seine Instrumente zielgerichtet steuern kann. Die VATS ist also eine andere Bezeichnung für die minimalinvasive Lungenchirurgie und ist als Standard inzwischen international etabliert. Wird die VATS ohne Intubation und maschinelle Beatmung durchgeführt, handelt es sich um die sogenannte niVATS, die non-intubated VATS – zu deutsch VATS ohne Intubation.

Lunge?Lemgo!

Der leitende Oberarzt der Klinik für Thoraxchirurgie, Bernhard Keller, assistiert dem Chefarzt während der niVATS. Auch er verfügt über viel Erfahrung mit dieser Operationsmethode.

Herr Friedrich (Name von der Redaktion geändert) war einer der ersten Patienten, die von Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner und seinem Team mit der niVATS am Standort Lemgo des Klinikums Lippe zu Jahresbeginn operiert wurden. Der 74-Jährige hatte kurz zuvor die Diagnose Lungenkrebs erhalten, hatte aber aufgrund von Vorerkrankungen schon lange Probleme, „mal richtig durchzuatmen“. Aber der pensionierte Lehrer hatte Glück im Unglück, denn bei dem festgestellten Tumor handelte es sich um ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom. Die Heilungschancen bei einer optimal verlaufenden OP standen gut, denn der Krebs wurde in einem sehr frühen Entwicklungsstadium gefunden.

„Wir entschieden uns nach der Anamnese und Beratung in der Tumorkonferenz sehr schnell dafür, Herrn Friedrich mittels niVATS zu operieren. Aufgrund seiner bereits eingeschränkten Lungenfunktion durch diverse Vorerkrankungen, konnten wir mit dieser OP-Methode komplett auf eine Intubation und die maschinelle Beatmung verzichten“, erinnert sich Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie.

Deutscher Lungentag: Expertentelefon

Das Klinikum Lippe beteiligt sich am 25. Deutschen Lungentag 2022. Das diesjährige Motto lautet: Lungenerkrankungen erkennen!


Am Freitag, 23. September 2022, bieten die Lungenspezialisten aus Lemgo von 14 bis 16 Uhr ein Expertentelefon an. Interessierte, Patienten und Angehörige haben die Möglichkeit über die Hotline-Nr. 05261 26-6467, Fragen rund um das Thema Lunge und Lungenerkrankungen an Dr. Maik Brandes, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin, an Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie, und das Team der Pneumologie und Thoraxchirurgie zu stellen.

Bei der niVATS erfolgt der Eingriff an der Lunge in leichter Sedierung und die Patienten atmen während der OP selbstständig. Groetzner, der die Leitung der Thoraxchirurgie zu Jahresbeginn übernahm, brachte diese Methode ans Klinikum Lippe mit. „Für viele Patienten wie Herrn Friedrich ist diese minimalinvasive OP-Methode wesentlich vorteilhafter, gerade wenn Begleiterkrankungen bestehen, die ein gewisses Narkoserisiko bedeuten. Auch Komplikationen wie eine OP-bedingte Lungenentzündung können durch die niVATS vermieden werden, weil wir ja nicht intubieren müssen. Die Patienten haben außerdem nach der OP deutlich weniger Schmerzen und leiden seltener unter Vorhofflimmern oder Pneumonien, was auch dazu beiträgt, dass sie schneller genesen und eher wieder nach Hause können“, sagt er.

Lunge?Lemgo!

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikstandortes Lemgo sind an der Versorgung von Lungenpatienten beteiligt. Bei einer internen Veranstaltung zum Start des Lungenkrebszentrums Lippe zu Jahresbeginn tauschten sich Geschäftsführung, Chefärzte, Fachärzte und Pflegekräfte über die Ziele und die notwendigen Schritte zur Zertifizierung aus.

Auch wenn die niVATS am Klinikum Lippe erst seit Kurzem zum Einsatz kommt, verfügen der Chefarzt und sein Team über langjährige Erfahrungen mit dieser Methode. Schließlich war Priv.- Doz. Dr. Jan Groetzner, bevor er nach Lemgo kam, sieben Jahre lang Leiter des Lungenkrebszentrums Münster am dortigen Clemenshospital sowie Leiter des Onkologischen Zentrums der „Münsteraner Allianz gegen Krebs“ (MAgKs). Es ist ihm wichtig, seine Patienten „möglichst immer minimalinvasiv zu operieren. Da gehört die niVATS ebenso wie andere Verfahren, die wir mehr und mehr auch hier in Lemgo einsetzen, einfach dazu, weil wir wissen, dass die Patienten davon profitieren. Deshalb mussten wir die bisherigen Patienten und auch Herrn Friedrich von der niVATS eigentlich nicht großartig überzeugen. Als ehemaliger Biologielehrer kannte er sich mit der menschlichen Anatomie bestens aus. Die Vorteile der niVATS, die wir ihm dann aufzählen konnten, sprachen einfach für sich.“

Lunge?Lemgo!

Das gesamte OP-Team arbeitet konzentriert und ruhig, während der Patient nur leicht sediert ist und selbstständig atmet.

Auch den Aufbau des Lungenkrebszentrums Lippe treibt der neue Chefarzt mit viel Engagement voran. Neben der Thoraxchirurgie befinden sich am Standort Lemgo auch die Klinik für Onkologie und Hämatologie, die Strahlentherapie, die Nuklearmedizin mit neuem PET/CT sowie die Klinik für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin. „Das sind ideale Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des Lungenzentrum Lippe und unsere angestrebte Zertifizierung als Lungenkrebszentrum Lippe. Schließlich arbeiten am Standort Lemgo rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon kümmert sich ein Großteil um Erkrankungen der Lunge vom Asthma bis zur Krebserkrankung“, so Groetzner. Die vorhandenen Kompetenzen will er in den nächsten Monaten bündeln und weiterentwickeln.

Lunge?Lemgo!

Das Team bereitet die OP genauestens vor. Die erforderlichen Instrumente für den minimalinvasiven Eingriff liegen bereit.