Lean Management im Stationsalltag

Kickoff für die neuen Teamboards im Klinikum Lippe

Die moderne medizinische Versorgung kranker Menschen soll nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, an den Bedürfnissen des Patienten ausgerichtet und vor allem effizient sein. Anforderungen, von denen so manch einer glaubt, dass sie sich im Klinikalltag nicht vereinbaren lassen. Die Pflegedienstleitung im Klinikum Lippe ist angetreten, diesen scheinbaren Spagat des Klinikalltags gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller beteiligten Berufsgruppen zu meistern.

Im Sommer 2019 fand auf der Station 42 der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Lemgo die Kickoff-Veranstaltung für die Einführung von sogenannten Teamboards statt. Vertreter aller Abteilungen und Berufsgruppen, die direkt oder indirekt eingebunden sind in den Prozess der Patientenversorgung auf der Station, waren anwesend. Pflegekräfte, Ärzte, Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes und Medizincontroller fanden sich ein, um das neue Teamboard im Stationszimmer kennenzulernen. Und seitdem treffen sie sich dort täglich für eine Viertelstunde treffen, um die wichtigsten Dinge des Stationsablaufs und der Patientenbehandlung für den jeweiligen Tag zu besprechen. Das Teamboard enthält Informationen über jeden einzelnen Patienten: Name, verantwortlicher Arzt und verantwortliche Pflegekraft, notwendige Therapien, voraussichtliche Entlassung und viele weitere wichtige Informationen rund um seine Behandlung und Bedürfnisse. Hierbei geht es besonders darum, täglich zu überprüfen, ob der vorgesehene Behandlungsablauf auch tatsächlich eingehalten wird, damit der Patient das Krankenhaus so schnell wie möglich wieder verlassen kann. Natürlich ist dies wichtig für die Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung, aber auch die Patienten haben ein großes Interesse, das Krankenhaus so schnell wie möglich wieder verlassen zu können. Und nicht zuletzt sind optimale, effiziente Abläufe wichtig, um Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, ins Krankenhaus aufnehmen zu können.

Ein weiterer Teil des Teamboards ist der Stationsorganisation vorbehalten. Hier können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wünsche, Anregungen und Vorkommnisse eintragen. Hier finden Sie wichtige Formulare und eine Übersicht der Klinikkennzahlen. So können sich alle Mitarbeiter jederzeit über die aktuelle Situation auf der Station informieren. Jeder ist aufgefordert, sich aktiv an der Gestaltung des Teamboards zu beteiligen. Nur, wenn alle ihre Erfahrungen und Kenntnisse einbringen, ist das Teamboard erfolgreich. Und erfolgreich heißt, durch optimale Stationsabläufe und bessere Kommunikation aller Berufsgruppen die Patientensicherheit zu gewährleisten und den Arbeitsalltag zu erleichtern.

Was bedeutet Lean Management?


Wenn die Führung eines Unternehmens auf die wirtschaftlichen Aktivitäten und die Reduzierung unnötiger Kosten ausgerichtet ist, spricht man vom Konzept des Lean Management, wörtlich übersetzt Schlankes Management.

Was sind Teamboards?


Die Teamboards sind ein methodischer Baustein des Prinzips des Lean Managements. Lean Management vereint Denkprinzipien, Methoden und Verfahrensweisen zur kontinuierlichen Prozessoptimierung. Ziel ist eine effiziente Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette. Die Teamboards unterstützen das Lean Management- Konzept durch Standardisierung, Visualisierung, Transparenz und Kommunikation.

Seit Sommer vergangenen Jahres gibt es auf drei Stationen im Klinikum Lippe Lemgo Teamboards. Das sind große Magnettafeln in den Stationszimmern. Sie dienen zur Stations- und Patientenorganisationen, sind übersichtlich und für alle am Behandlungsprozess Beteiligten zugänglich.

Andreas Zeisberg,Pflegedirektor des Klinikums erklärt im Interview Bedeutung und Funktion der Teamboard.

Herr Zeisberg, warum werden die Teamboards installiert? Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Die Teamboards sind Mittel zum Zweck. Sie sind ein Instrument für ein agiles Patientenmanagement von der Aufnahme auf der Station bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Wir verfolgen damit drei Ziele: Orientierung, Verbindlichkeit und Transparenz. Die Informationen zu den Patienten, zu Wirtschaftlichkeits- und Qualitätskennzahlen geben die Zielrichtung des gemeinsamen Handels vor und machen alle Stationsabläufe transparent. Der Arbeitsalltag und auch die Lösung etwaiger Probleme werden verbindlich und für alle Mitarbeiter sichtbar geregelt. Die Standardisierung der täglichen Arbeitsabläufe verbessert zudem die interprofessionelle und interdisziplinäre Kommunikation. Neben einer höheren Behandlungsqualität versprechen wir uns damit auch eine Verringerung der Arbeitsbelastung unserer Mitarbeiter.

Wie sind die Teamboards aufgebaut?

Zurzeit sind die Teamboards große Magnettafeln in den Stationszimmern. Zukünftig werden es digitale Boards sein ähnlich den bekannten Tabletts. Ein Teamboard ist dreigeteilt: Zur Stationsorganisation gehören die Bereiche „Kommunikation“ und „Kennzahlen“ mit allen wichtigen Parametern für den Stationsalltag: zum Beispiel Mitarbeiterbesetzung, eventuelle Vorkommnisse und Formulare. Zudem haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge und auftretende Probleme zu kommunizieren. Der dritte Bereich gehört der Patientenorganisation mit Belegungsmanagement und Verweildauersteuerung. Die Grundstruktur der Teamboards ist immer gleich. So können sich die Mitarbeiter auf allen Stationen problemlos orientieren und die jeweilige Arbeitssituation schnell erfassen.

Wie oft finden die Teamboardsitzungen statt und wie laufen sie ab?

Alle Beteiligten am Behandlungsprozesses – die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte, Mitarbeiter von Sozialdienst, Medizincontrolling und Physiotherapie – kommen täglich für einige Minuten zusammen und bringen sich gegenseitig auf den neusten Stand. Die Teamboardtreffen finden in der Mittagszeit, während der Übergabezeit des Frühdienstes an den Spätdienst statt. Die Stationsleitung oder der Stationsarzt stellt die Patienten kurz vor mit Anamnese und Behandlungsstand: Welche Untersuchungen sind noch offen? Zu welchem Zeitpunkt ist die Entlassung vorgesehen? Wird der Sozialdienst gebraucht, um beispielsweise eine Anschlussheilbehandlung oder eine Kurzeitpflege zu organisieren? Dann folgt ein kurzer Austausch zur allgemeinen Situation auf der Station. Eine Teamboardsitzung dauert 15 maximal 30 Minuten, je nach Größe der Station.