Krankenpfleger-Rap aus dem Klinikum Lippe geht viral

„ Bin kein Gärtner und kein Jäger, ich bin richtig Krankenpfleger!“

Was entstehen kann, wenn man die Kreativität der eigenen Mitarbeiter fördert, durfte das Klinikum Lippe in den vergangenen Wochen erleben. Der Krankenpfleger-Rap – kurz KPR – ging online viral. Über 17.000 Aufrufe bei YouTube und mehr als 33.000 erreichte Personen bei Facebook: Mit so einem Hype um das KPR-Video des Klinikum Lippe innerhalb von wenigen Tagen hatte niemand gerechnet. Interviews mit der LZ und Radio Lippe, Sat1 und dem WDR folgten. Doch wie kam es überhaupt zu dem Video und wer steckt dahinter?

Jan-Gerrit Hörnlein (33) und Tizian Mayer (25) sind Krankenpfleger auf der pneumologischen Station an unserem Standort Lemgo. Beide haben bei uns ihre Ausbildung gemacht und sind danach geblieben. Neben der guten Freundschaft und dem Arbeitsplatz verbindet Jan-Gerrit und Tizian ihr gemeinsames Hobby: Die Rap-Musik. Natürlich verfolgen die beiden die aktuelle Diskussion um den Pflegeberuf und wissen genau, wo Verbesserungen notwendig wären. Dennoch war es ihnen wichtig, eben nicht im Kanon der Kritiker und Nörgler mitzusingen – um mal bei der Musik zu bleiben. Sie wollten mit dem KPR insbesondere jungen Menschen zeigen, dass Pflege im richtigen Team bei allen Belastungen dennoch erfüllend sein und Spaß bringen kann.

Interview mit Andreas Zeisberg, Pflegedirektor am Klinikum Lippe

Krankenpfleger-Rap aus dem Klinikum Lippe geht viral

Warum hat das Klinikum Lippe dieses Video produziert?

Herr Hörnlein und Herr Mayer sind auf mich zugekommen und haben mir von ihrer Idee erzählt. Ich fand diese Idee dermaßen großartig, dass ich gesagt habe, ich möchte sie gern unterstützen. Schon als ich zum ersten Mal davon hörte, war ich absolut überzeugt davon, weil ich die Kreativität, die dahinter steckt, gepaart mit der Aussage zum Pflegeberuf einzigartig fand.

Dass unsere Mitarbeiter auch in Zeiten der Pandemie, die ja nun schon länger als ein Jahr andauert, solche kreativen Dinge zustande bringen, finde ich bewundernswert. Ich bin auch sehr stolz auf das, was wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben und vor allen Dingen auch auf das Endprodukt. Ich finde, das kann sich richtig sehen lassen. Und das sage ich, obwohl ich eigentlich kein Rap-Fan bin.

Ist das Video nicht zu provokant für ein Krankenhaus?

Nein, das finde ich überhaupt nicht. In diesem Video wird ja bewusst der Pflegealltag etwas überzeichnet und überzogen dargestellt. Ich finde, man muss sich selbst auch mal mit einem Augenzwinkern betrachten. Daher habe ich das Video auch bewusst nicht verändert, weil ein zu starker Eingriff in die Kreativität dazu geführt hätte, dass der Charme des Gesamten verloren geht. Rap und Hip Hop bedienen sich nun einmal teilweise deftiger Sprache und sind trotzdem in den Charts hoch platziert.

In den Medien stets präsent ist seit langem die Diskussion um den Fachkräftemangel in der Pflege. Dies betrifft natürlich auch unser Klinikum und verschärft sich noch dadurch, dass wir eine recht hohe Altersstruktur haben, so dass in den nächsten Jahren auch viele der geschätzten Kolleginnen und Kollegen in den wohlverdienten Ruhestand gehen werden. Das bedeutet natürlich, dass wir versuchen müssen, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern und anzusprechen.

Als Pflegedirektor muss ich auch immer ein Ohr ganz nah bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. Mir war es deshalb in diesem Projekt auch wichtig, einmal zu erfahren, wie junge Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsalltag sehen. Was gefällt ihnen an ihrem Beruf und wie sprechen sie über ihren Beruf? Und ich glaube nicht jeder meiner Kollegen und Kolleginnen in anderen Krankenhäusern kann sagen, diese Message per Musikvideo überreicht bekommen zu haben. Das finde ich einzigartig.

Unter welchen Bedingungen wurde gedreht?

Zum Zeitpunkt des Videodrehs wurden selbstverständlich die geltenden Vorgaben der Corona-Pandemie eingehalten. Wir haben die Kolleginnen und Kollegen, die mitgewirkt haben, und das Drehteam natürlich entsprechend getestet. Außerdem haben wir eine Station für die Videoaufnahmen genutzt, die zu diesem Zeitpunkt nicht für den normalen Krankenhausbetrieb zur Verfügung stand, sondern aufgrund der Pandemiebeschränkungen und der damit einhergendenen Reduzierung von elektiven Leistungen geschlossen war. So konnten die Dreharbeiten völlig losgelöst vom Rest des Krankenhausalltags erfolgen.

Interview mit Jan-Gerrit Hörnlein und Tizian Mayer

Krankenpfleger-Rap aus dem Klinikum Lippe geht viral

Wie entstand das Video?

Tizian: Wir haben schon lange überlegt, mal die Musik mit unserem Job zu verbinden. Wir sind beide Krankenpfleger und machen nebenbei gern Musik, hauptsächlich Rap-Musik. Irgendwann war es dann soweit und wir haben zusammen den Krankenpfleger-Rap geschrieben. Damit sind wir zu unseren Kollegen und zu unseren Freunden gegangen. Als wir dort viel positives Feedback bekommen haben, sind wir mit einer Audio-Datei unseres Raps auch direkt zur Pflegedirektion. Wir haben uns dann sehr gefreut, dass selbst die Chefetage die Idee cool fand. So ist dann auch der Stein ins Rollen gekommen. Wir haben gemeinsam besprochen, wie wir das Video umsetzen wollen und sind in die Produktion gestartet.

Warum seid ihr gern Krankenpfleger?

Jan-Gerrit: Ich bin sehr gerne Krankenpfleger, weil es einfach ein toller Beruf ist. Es ist sehr abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere. Das ist einfach klasse. Tizian: Ich kann mich da Jan-Gerrit nur anschließen. Ich liebe das Arbeiten im Team, das Arbeiten auf der Station, das Arbeiten mit den Patienten und mit den anderen Berufsgruppen. Das macht mir jeden Tag Freude und deshalb kann ich den Beruf des Krankenpflegers nur Jedem empfehlen.

Was ist eure Botschaft?

Jan-Gerrit: Wir wollen mit dem Video einfach mal einen Einblick in unseren Beruf geben, auf eine lustige Art und Weise. Es soll Spaß machen, sich das anzuschauen. Man kann ein bisschen sehen, was man so als Krankenpfleger zu tun hat und wie die Arbeit auf der Station ist. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen.