Jörg Strate und sein Team koordinieren den Aufbau des Campus Klinikum Lippe
Wissenschaft und Akademische Medizin“ lautet die klangvolle Bezeichnung des Teams um Jörg Strate. Er kam im September 2021 und ist ein Gewinn für das Klinikum Lippe und seinen Wandel zum Universitätsklinikum, hat er doch über zwanzig Jahre lang das Präsidialamt der Medizinischen Hochschule Hannover geleitet. Strate weiß, wie Universitätsmedizin tickt. Da er auch während seiner Zeit in Hannover mit seiner Familie immer in Lippe gewohnt hat, sind ihm Land und Leute, regionale Strukturen und die Gesundheitslandschaft in OWL vertraut. Auch dies ist neben seiner Erfahrung ein wesentlicher Vorteil für den Auf- und Ausbau des Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikum OWL.
Sie sind Leiter der Abteilung „Wissenschaft und Akademische Medizin“ am Klinikum Lippe. Wie groß ist Ihr Team und welche Aufgaben hat es?
Jörg Strate: Es ist ein kleines Kernteam von vier Personen, das einerseits gemeinsam mit dem Lehrbeauftragten des Klinikums Lippe, Dr. Christoph Friedrich, die Rahmenbedingungen für die klinische Ausbildung der Studierenden aufbaut und andererseits Unterstützungsstrukturen für die Forschung etabliert. Dies geschieht gemeinsam mit den Forschungsbeauftragten, Prof. Dr. Thomas Brune und PD Dr. Johannes Tebbe. Wichtige Aufgaben für mich sind jetzt erst einmal die Gewinnung des Personals – also die Berufungsverfahren von Professorinnen und Professoren auf die am Klinikum Lippe vorgesehenen Lehrstühle – und die Sicherstellung der vertraglichen Strukturen zwischen der Universität Bielefeld und den drei beteiligten Krankenhäusern.
Ein Krankenhaus versorgt vorrangig kranke Menschen. Warum spielt auch die Wissenschaft eine wichtige Rolle für das Klinikum Lippe und den Kreis Lippe?
Strate: Medizinische Forschung kann nie Selbstzweck sein, sondern die Ergebnisse aus klinischen Forschungsprojekten sollen in erster Linie dazu dienen, den Patienten die neuesten und modernsten Therapien zur Verfügung zu stellen. Neue Medikamente, Therapieformen oder medizinische Interventionen werden vor der Einführung überprüft und helfen so, die Behandlung zu verbessern. Wichtig ist, dass diese Forschung nah am Patienten von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt wird und so der medizinische Nutzen immer im Fokus bleibt.
Welche Meilensteine sehen Sie für den Campus Klinikum Lippe mittelfristig?
Strate: Die Organisation des Lehrbetriebs mit zunächst 60 aber in wenigen Jahren mit 300 Studierenden, die ihre klinische Ausbildung in Bielefeld und in Lippe erhalten, ist nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine inhaltliche Herausforderung. Auch das Lehrpersonal, die Ärztinnen und Ärzte am Klinikum Lippe, muss auf die neue Rolle beispielsweise durch didaktische Schulungen vorbereitet werden. Die Besetzung der vorgesehenen Lehrstühle sollte in den nächsten zwei Jahren abgeschlossen sein. Vom nun beginnenden Aufbau einer Infrastruktur für die Forschung, sei es in Form von Räumen, Geräten oder Personal, bis zu Forschungsprojekten, die national oder sogar international in der ersten Liga spielen, wird sicherlich einige Zeit vergehen. Wichtig dafür ist aber auch, dass die notwendige zusätzliche finanzielle Ausstattung der drei am Universitätsklinikum OWL beteiligten Kliniken gesichert ist. Diese neuen Aufgaben können und dürfen nicht zu Lasten der Patientenversorgung aufgebaut werden.
Sie waren langjährig an der MHH tätig. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie bezogen auf die universitäre Medizin am Klinikum Lippe?
Strate: In unserer aktuellen Aufbausituation ist Optimierung jeden Tag gefragt. Auch die 1965 gegründete MHH ist vergleichsweise jung und ich habe zumindest in den Anfangsjahren meiner Tätigkeit dort noch Vertreter der Gründergeneration kennengelernt. Geschildert wurde von denen immer wieder, wie herausfordernd diese Zeit war, das hohe Arbeitspensum, aber auch die Chance, mit vielen anderen Köpfen neue Wege zu gehen. Diese Anfangseuphorie erhoffe ich mir auch hier. Ich bin sicher, die Etablierung einer universitären Medizin wird dazu führen, viele kluge Köpfe hier in Lippe zu halten und neue zu gewinnen.