Sabine Mirbach lässt sich von der Diagnose Brustkrebs nicht unterkriegen
Ich habe im Jahr 2015 die Diagnose Brustkrebs bekommen. Das war ein Einschnitt, aber inzwischen lebe ich ganz normal! Und mir geht es gut – wirklich! Das Schlimmste bei dieser Diagnose ist eigentlich, dass einem von jetzt auf gleich die Endlichkeit vor Augen geführt wird. Und das ist ein Thema, das man normalerweise wegschiebt.
Ich hatte an einem Sonntagabend nach dem Duschen durch einen ab- | Kompetenz Onkologie Kompetenz Onkologie | soluten Zufall eine Beule in der Brust gesehen, und bin natürlich am Morgen gleich zur Frauenärztin gegangen, und dann ging alles ganz schnell: Zwei Tage später, am Mittwoch, hatte ich einen Termin zur Mammographie inklusive einer Stanzbiopsie. Weitere zwei Tage später, Freitagmittag, habe ich die Diagnose bekommen. An das Wochenende nach der Diagnose kann ich mich kaum erinnern. Nur so viel: Ich habe geweint, viel geweint und hatte Angst. Am Montagmorgen habe ich im Brustzentrum angerufen und ich konnte auch, ganz selbstverständlich, noch am selben Tag kommen. Dort habe ich Frau Düpont kennenlernen dürfen; und sie hat mich erst mal aufgeklärt und gesagt, was überhaupt los ist. Ja – ich habe geweint und habe den Krebs „Karl Arsch“ getauft. Und beschlossen: Der kann mich mal!
Mittlerweile gehört die Diagnose zu mir, aber ich gebe dem Krebs keinen großen Raum in meinem Leben! Diese Zellen sind doch viel zu klein, als dass sie mein Leben bestimmen dürften!
„Karl Arsch“ ist inzwischen komplett raus, aber dummerweise hatte er sich Mietwohnungen gesucht. Ich habe metastasierenden Brustkrebs mit Knochenmetastasen. Und das fand ich noch viel schlimmer als die eigentliche Diagnose. Denn die Knochenmetastasen waren so weit fortgeschritten, dass ich kurz vor der Querschnittslähmung stand. Mein einer Brustwirbel ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse von den Metastasen. Auch in einem Lendenwirbel und im linken Oberschenkel waren Metastasen und ich hatte von all dem nichts gemerkt. Gar nichts gemerkt. Keine Rückenschmerzen, nichts.
Ich war ja damals gleich zwei Tage nach dem ersten Gespräch stationär aufgenommen worden, habe einen Port bekommen und ein Lymphknoten wurde in der Achselhöhle entfernt. Im Vorfeld der Operation wurde ein komplettes Staging mit CT und Knochenszintigramm erstellt. Dabei kam heraus, dass ich eben diese Knochenmetastasen habe. Zu dem Zeitpunkt war eigentlich nur geplant, zu schauen, wie groß der Tumor genau ist. Aber jetzt hatte erstmal der Rücken Priorität.
Gleich in der nächsten Woche bin ich in Lemgo am Rücken operiert worden. Der durchlöcherte Wirbel ist fixiert worden. Ich habe nun jeweils in dem Wirbel oberhalb und unterhalb des „angefressenen“ Wirbelkörpers Schrauben mit einem Gestänge, das den Druck von dem durchlöcherten Wirbel umleitet. Die OP war naturgemäß keine einfache Sache. Danach aufzustehen und an einem Rollator zu laufen – das tat verdammt weh! Aber man bekommt Schmerzmittel und damit geht es dann alles irgendwie. Mir glaubt heute keiner mehr, der mich laufen sieht, dass ich einen fixierten Rücken habe. Die Metastasen sind alle bestrahlt worden, sowohl im Bein als auch im Rücken. Leider reagiere ich auf Bestrahlung wie ein Geigerzähler und habe das volle Programm der Nebenwirkungen mitgenommen. Aber egal – „Karl Arsch“ sollte die Hölle heiß gemacht werden. Es waren insgesamt 14 Bestrahlungen.
Ich hatte schon parallel zu den Bestrahlungen mit der Antihormontherapie angefangen, da mein „Karl Arsch“ hormonabhängig ist. Ab sofort nahm ich jeden Tag Tamoxifen, damit der Östrogenspiegel in meinem Körper gering gehalten wird. „Karl Arsch“ hatte somit keine Nahrung mehr. Ich hatte mit der Hormontherapie so gute Erfolge in der Bildgebung, also durch MRT und Ultraschall stetig überprüft, dass ich keine Chemotherapie brauchte. Das war natürlich für mich Luxus!
Die OP an der Brust hatte ich im Februar 2016, fast ein Jahr nach der Diagnose. Ich hatte vorher Körbchengröße D und fand aber B, gerade für meinen Rücken, völlig ausreichend. Also sagte ich: Schneidet weg, was weg muss, aber bitte brusterhaltend. In der ersten OP wurden dann 500 Gramm auf jeder Seite weggenommen. Und dann hatte ich leider einen Schnittkantenbefund. Also musste ich noch einmal operiert werden. Nach fünf Tagen durfte ich nach Hause, die Drainagen waren raus. Aber das war noch nicht das Ende vom Lied. Mittwochs ist immer Tumorkonferenz und am Dienstag klingelte das Telefon. Man fragte mich, ob ich mal vorbeikommen könnte. Und ich dachte schon „Oh Shit“, weil mir klar war, dass schon wieder irgendetwas ist. Frau Düpont sagte mir, dass sie bei der OP auch auf der anderen Seite der betroffenen Brust Narbengewebe gefunden habe. Für mich wäre die Sorge, dass da immer noch was in mir ist, eine viel größere Belastung als eine neue Operation. Also entschieden wir uns für eine erneute OP. Bei dieser dritten OP ist die Brust ganz ausgeschält worden und ein Expander wurde als „Platzhalter“ eingesetzt. Ich habe eine sogenannte subkutane Mastektomie. Im Anschluss, als alles so weit verheilt war, wurde dann die Brust bestrahlt.
Die Bestrahlung hat bei mir zu einem Ödem am Oberbauch geführt. Naja, zweimal haben die Lymphbahnen nun Bestrahlung bekommen und jetzt ist es halt so. Ich sehe aus wie schwanger. Ich stehe jeden Morgen vorm Spiegel und ärgere mich über meinen Bauch. Aber dann denke ich mir: Bauch oder Krebs? Und entscheide mich für Bauch!
Jetzt bin ich in einer ganz engmaschigen Überprüfung. Diese Kontrolltermine beschäftigen mich natürlich jedes Mal. Aber ich sage mir immer wieder: Eigentlich dürfte ja nichts sein. Ich nehme meine Tabletten, gehe alle zwölf Wochen zur Überprüfung. Der Tumor ist lange raus, der ist weg. Ich weiß, dass die Metastase im Oberschenkel total tot ist. Die im Rücken waren beim letzten Knochensintigramm auch deutlich weniger aktiv. Es ist bestrahlt, es ist ausgeräumt, ich nehme Antihormone, inzwischen habe ich mir auch die Eierstöcke entfernen lassen – was soll dann also streuen? Die Ärzte sind da natürlich immer sehr vorsichtig und sagen: „Ja, wir würden es Ihnen ja wünschen.“ Aber ich antworte dann: „Lassen Sie endlich mal den Konjunktiv weg.“
Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch. Das hilft mir natürlich. Und was mir auch sehr hilft, ist, dass ich so offen damit umgehe, auch wenn ich den ein oder anderen damit schon mal überfordere. Dadurch, dass ich so offen damit umgehe, habe ich inzwischen gemerkt, wie viele Frauen von Brustkrebs betroffen sind. Ich habe seit dieser Zeit fantastische Menschen kennengelernt, die mittlerweile gute Freunde geworden sind. Leider habe ich aber auch aus meinem „alten“ Leben vor dem Krebs Menschen verloren, die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr da sind. Ich vermute, dass sie damit einfach nicht umgehen können, denn ich bin ja ein Beweis für die Endlichkeit und wie schnell es jeden treffen kann. Natürlich bin ich manchmal traurig. Oder es gibt Situationen: Da sitzt man im Auto, hört ein Lied und denkt: Das könnten die auch auf meiner Beerdigung spielen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwann mal kurz an „Karl Arsch“ denke. An die Situation. Aber es ist nichts, was meinen Tag bestimmt. Das lasse ich nicht zu! Nur die Prioritäten haben sich in meinem Leben verändert.
Dadurch, dass ich selbständig bin, bekomme ich kein Krankengeld. Das heißt, ich muss einfach arbeiten. Und ich liebe es zu arbeiten! Ich habe auch keine Reha gemacht, weil das natürlich mit dem Rücken und so alles nicht geplant war. Und sechs Wochen Krankenhausaufenthalt auch nicht, mit Bestrahlung danach. Das reißt natürlich finanziell ein Loch. Aber die Arbeit hilft mir auch sehr. Ich bin im Veranstaltungsmanagement und in der Kulturvermittlung tätig, da haut mich nichts so schnell um. Wenn ich sage, ich bin nicht mehr so belastbar wie früher, dann heißt das eher, dass ich echt kaputt bin, wenn ich abends nach Hause komme, aber tagsüber kann mich nicht viel stressen.
Es gibt so viele Situationen, in denen man mit den Ärzten und Schwestern am Lachen ist. Man entwickelt einen gewissen schwarzen Humor. Gerade das Brustzentrum in Lemgo holt einen so super ab, auch mit den speziell ausgebildeten Breast Care Nurses und mit dem traumhaften Angebot der Komplementärmedizin. Das ist der pure Luxus für uns Patientinnen. Ich hatte nachts immer Muskelkrämpfe und das ist mit der Akupunktur viel besser geworden. Ich bin sehr dankbar für die gute Behandlung.
Aktion #pinkstones2021
Macht die Welt ein wenig bunter und lasst die #pinkstones2021 aus Lippe in die Welt wandern!
Zu dieser farbenfrohen Aktion lädt Sabine Mirbach alle Lipperinnen und Lipper ein.
Kinder der OGS aus Bad Salzuflen, Lemgo, dem Kalletal und Detmold haben in ihren Schulen pinke Steine bemalt und diese auf die Reise geschickt. Ähnlich wie bei Luftballonweitflugwettbewerben wird im Oktober ermittelt, welche Steine den weitesten Weg zurückgelegt haben. Die Kinder erwarten dann tolle Preise.
Warum im Oktober? Weil der Oktober weltweit der „Brustkrebsmonat“ ist. Vorsorge, Behandlung, Nachsorge und Hilfe – alles rund um das Thema Brustkrebs stehen im Oktober im Mittelpunkt. Verschiedene weitere Aktionen werden im Oktober wieder stattfinden.
So leuchtet manches Gebäude abends pink, Bäcker aus Lippe backen leckere Schleifen und ganz besonders gesundes Brot für eine tolle Spendenaktion.
Sie haben einen der #pinkstones2021 gefunden? Posten Sie ein Foto vom Stein inkl. Standortbeschreibung in der Facebook-Gruppe @pinkstones2021 und schicken Sie den Stein weiter auf seiner Reise durchs ganze Land.
Den Gedanken „Warum ich?“ habe ich dagegen nie gehabt, sondern eher: Okay, wie kriege ich das Ganze jetzt organisiert? Ich will davon mein Leben nicht bestimmen lassen. Ich bin doch mehr als eine Krebszelle. Mein Weg ist es, damit sehr offen umzugehen. Aber da ist ein jeder anders gestrickt und muss seinen Weg finden. Es ist auch völlig okay, wenn man das nur mit sich ausmacht, wenn das der richtige Weg ist.
Im Jahr 2017 stand dann der Wiederaufbau an… Silikonimplantate gingen bei mir nicht, da mein Körper auf den Expander schon mit einer Kapselfibrose reagiert hat. So wurde ein sogenannter „Eigenaufbau“ gemacht. Es hat auch Vorteile, wenn von nun an der Bauch woanders sitzt. Einiges hat sich in meinem Leben, vor allem an meinem Körper, seit der Diagnose geändert. Mein Leben und mein Lebensmut aber nicht!
Für mich persönlich überwiegt die Dankbarkeit darüber, was medizinisch alles möglich ist und was man für mich alles getan hat. Ich laufe wie zuvor durch die Welt, sitze auf meinem Pferd, arbeite ganz normal – also: Ich lebe wie zuvor! Danke!
Brustzentrum Lippe –
Mehr als eine Brustoperation
Das Brustzentrum Lippe ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher Fachabteilungen des Klinikum Lippe, niedergelassener Ärzte und weiterer Kooperationspartner, die sich mit der Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs und anderen Erkrankungen der Brustdrüse befassen.
Die Abteilung für Senologie umfasst das Teilgebiet der Frauenheilkunde, welches sich speziell mit den gut- und bösartigen Erkrankungen der weiblichen Brust befasst. Dabei steht die Behandlung von Brustkrebs (Mammakarzinom) im Vordergrund. Neben einer umfassenden Diagnostik bietet die Abteilung das gesamte Behandlungsspektrum der Senologie an.
Das Brustzentrum Lippe am Standort Lemgo war eines der ersten anerkannten Zentren des Landes Nordrhein-Westfalens. Die regelmäßigen Zertifizierungen sichern die hohe Versorgungsqualität nach modernsten Standards sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung des Brustzentrums Lippe.
Dorothé Düpont, Leiterin des Brustzentrum Lippe, sagt: „Wir alle hier im Brustzentrum Lippe haben ein Ziel: Wir möchten ein Vertrauensverhältnis zu unseren Patientinnen aufbauen und ihnen das sichere Gefühl geben, in guten Händen zu sein.“ Deshalb sind der persönliche Kontakt zu den Frauen, eine gute Beratung und Empathie dem gesamten Team mindestens genauso wichtig wie die optimale medizinische Versorgung.
Der Bereich der Komplementärmedizin mit ausgewählten Verfahren aus der Naturheilkunde und der Traditionellen Chinesischen Medizin oder auch Angebote wie das Projekt „Steh Auf! Ein Bewegungsangebot bei Krebs“ in Kooperation mit der Laufwerkstatt Lemgo sind fester Bestandteil des Brustzentrum Lippe. Sie helfen den Betroffenen im Umgang mit ihrer Krebserkrankung, die sie ein Leben lang begleitet.
www.brustzentrum-lippe.de