Gemeinschaft kann Leben retten

Selbsthilfe als fester Baustein der Gesundheitsversorgung

Torsten Wültner leitet seit vier Jahren die Begegnungsgruppe Sucht in Bad Salzuflen. Zu dieser Aufgabe kam er durch seine eigene Alkoholabhängigkeit. „Das Blaue Kreuz hat mein Leben gerettet“, sagt er heute. Der 52-Jährige ist alkoholkrank und seit 13 Jahren trocken.

Direkt nach seiner Therapie besuchte er regelmäßig eine Selbsthilfegruppe des Suchthilfeverbandes Blaues Kreuz. „Doch das reichte mir nicht aus. Ich will anderen Menschen helfen. Ihnen Wege aus der Sucht und Alternativen zeigen“, beschreibt Wültner sein heutiges Engagement in der Selbsthilfe und Präventionsarbeit an Schulen.

Engagierte und meist von dem Thema selbst betroffene Menschen wie Torsten Wültner sind die Tragpfeiler der Selbsthilfe. Dabei sind die Selbsthilfegruppen längst mehr als belächelte Gesprächskreise. Selbsthilfe hat sich etabliert und heute einen festen Platz in der Gesundheitsversorgung. Das Klinikum Lippe hat den Wert der Selbsthilfe bereits 2010 erkannt und die Stelle einer Selbsthilfebeauftragten geschaffen. Zusätzlich wird seit 2012 die Zusammenarbeit des Krankenhauses mit den lippischen Selbsthilfegruppen und der Selbsthilfe-Kontaktstelle regelmäßig mit dem Qualitätssiegel „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet. Die Arbeit von Torsten Wültner und anderen lokalen Selbsthilfegruppen wird so aktiv unterstützt.

„Wir möchten noch mehr über das Thema Sucht aufklären“, so Wültner. Dabei geht es längst nicht nur um Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht. „Auch die krankhafte Abhängigkeit von Internet oder Handy spielt eine immer größere Rolle“, weiß er. Seine Selbsthilfegruppe profitiert von der engen Zusammenarbeit mit dem Klinikum und der Möglichkeit ihre Arbeit im Foyer – mit Infoständen oder an der Selbsthilfe- Informationstafel – vorzustellen. „Weitere Projekte sind bereits geplant“, berichtet er voll motiviert. In Bad Salzuflen sollen das Blue Repair Café und die Blue Cocktail Bar entstehen, die ausschließlich spendenfinanziert sind.

Selbsthilfegruppen und Klinikum Lippe


Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Anlaufstelle für Kranke und deren Angehörige. Ziel ist es, sich gemeinsam mit der Diagnose und einem Leben mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Selbsthilfegruppen bieten den Erfahrungsaustausch mit Betroffenen, leisten Hilfestellung, geben Rat und sind somit eine wertvolle Ergänzung zur ärztlichen Kompetenz.

Das Klinikum Lippe arbeitet deshalb schon länger mit verschiedenen Selbsthilfegruppen zusammen und hat in den vergangenen Jahren den Selbsthilfegedanken konsequent umgesetzt und weiter ausgebaut.

Unsere Selbsthilfebeauftragte Birgit Kelle steht in allen Fragen und mit Anregungen zum Thema Selbsthilfe sowie für die Betreuung oder Gründung von Selbsthilfegruppen im Klinikum Lippe zur Verfügung.

Selbsthilfefreundliches Krankenhaus

Birgit Kelle ist nicht nur Ansprechpartnerin für Patienten und Angehörigen sondern auch für alle Klinikmitarbeiter. Sie kennt die Bedürfnisse und Möglichkeiten von Selbsthilfegruppen und auch die Chancen, die ein Krankenhaus in der Arbeit mit diesen Gruppen wahrnehmen kann.

Bereits im Krankenhaus werden Patienten mit Flyern und Gesprächen auf die für ihre Krankheit passenden Selbsthilfegruppen hingewiesen. In den Eingangshallen der Krankenhäuser in Lemgo und Detmold stehen Materialien der Selbsthilfegruppen mit weiterführenden Informationen zur Verfügung. Ebenso gibt es Prospekthalter in den Wartezonen und auf den Stationen, die über die Angebote der Selbsthilfegruppen informieren.

Das Klinikum Lippe ist als „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen“ zertifiziert. In dem Projekt soll die Selbsthilfe in die professionelle Versorgung eingebunden werden.

Informationen zu den in Lippe tätigen Selbsthilfegruppen gibt es im Internet unter
www.selbsthilfe-lippe.de.