Endoprothetikzentrum Lippe
Roswitha Budde (Name geändert) ist 76 Jahre alt und quälte sich über fünf Jahre lang mit Schmerzen. „Hätte ich gewusst, dass ein früherer Gang zum Facharzt mir so viel Leid erspart hätte, wäre ich doch viel schneller zum Doktor gegangen“, sagt sie heute. Doch als die Schmerzen in der linken Hüfte der Rentnerin auftreten, greift sie zunächst zu Schmerztabletten und schränkt ihr soziales Leben immer mehr ein. „Ich wollte die Schmerzen nicht unnötig provozieren und habe deshalb auf viele Aktivitäten verzichtet, die mir früher lieb und teuer waren. Das Nötigste, wie Einkaufen oder die Gassirunde mit dem Hund, konnte ich zunehmend nur noch mit mehreren Schmerztabletten am Tag bewältigen“, bedauert sie nun.
„Menschen wie Frau Budde treffe ich beinahe täglich“, sagt Prof. Dr. Khaled Salem, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Standort Lemgo und Leiter des Endoprothetikzentrum Lippe. Warum seine Patientinnen und Patienten häufig erst nach einem langen Leidensweg den Mut haben, eine Gelenkoperation an Schulter, Hüfte oder Knie durchführen zu lassen, ist ihm und seinen Fachkollegen ein Rätsel. „Die meisten Betroffenen haben vielleicht einfach ein falsches Bild von einer Gelenkoperation und den danach auftretenden Einschränkungen. Wir haben heute sehr gute sogenannte minimalinvasive Möglichkeiten, künstliche Gelenke insbesondere bei starken Verschleißerscheinungen zu implantieren. Im Endoprothetikzentrum Lippe laufen diese Operationen zudem standardisiert ab, so dass der Patient von unserer Routine profitiert, aber gleichzeitig ganz individuell behandelt wird“, gibt Prof. Dr. Salem an.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Khaled Hamed Salem sind mehrere Fachärzte für Orthopädie für das Endoprothetikzentrum in Lemgo verantwortlich. Sie sind Spezialisten auf dem Gebiet der operativen Versorgung von Gelenkerkrankungen. Über 750 Prothesen implantieren er und sein Team jährlich, darunter Hüft-, Knie-, Schulter- oder Fingergelenke. „Diese Zahlen hören sich nach Fließbandarbeit an, das ist es aber keinesfalls“, betont Prof. Dr. Salem. „Wir müssen jeden Patienten ganz individuell anschauen. Wie weit ist der Verschleiß fortgeschritten? Können Gelenkanteile erhalten bleiben? Welche Wünsche hat die Patientin oder der Patient für die Mobilität nach der Operation? Und wenn wir diese genaue Diagnostik betrieben und mit der Patientin oder dem Patienten ausführlich gesprochen haben, planen wir die Prothese ganz individuell und computergestützt – fast als Maßanfertigung. Diese ganzen Vorarbeiten sind auch nötig, damit wir möglichst weichteilschonend und minimalinvasiv operieren können. Davon profitieren unsere Patienten enorm“, weiß der Gelenkspezialist. Doch mit dem operativen Eingriff allein ist es bei einem künstlichen Gelenk nicht getan. „Bereits im Krankenhaus beginnen unsere Patienten mit der gezielten postoperativen Physiotherapie. Wir empfehlen im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt auch unbedingt die Teilnahme an einer Reha-Maßnahme. Das hilft enorm dabei, schnell wieder auf die Beine zu kommen“, sagt er.
Doch zurück zu Roswitha Budde. Als sie von ihrem Orthopäden die Diagnose einer schweren Hüftgelenksarthrose links erhält, bleiben keine konservativen Behandlungsmöglichkeiten mehr. „Ich habe einfach zu lang gewartet und die Schmerzen in Kauf genommen, aber nach der Diagnose ging alles sehr schnell“, sagt sie. „In den Gesprächen mit den Ärzten konnte ich meine Ängste und Sorgen in Bezug auf die Gelenkoperation offen ansprechen. Mir wurde alles genau erklärt und so konnte ich schnell akzeptieren, dass die Operation mein einziger Ausweg aus der Schmerzspirale und Vereinsamung war“, gibt die Seniorin heute zu. Einige Monate nach der Hüftgelenksoperation führt sie nun endlich wieder ein schmerzfreies und unbeschwertes Leben. „Die Prothese ist ein Teil von mir geworden und oft vergesse ich auch einfach, dass sie da ist. Deshalb muss ich zugeben, die Entscheidung für das neue Gelenk war richtig und ich hätte sie schon viel eher treffen müssen“, schmunzelt sie.
Arthrose
Mehr als die Hälfte aller Personen über 65 Jahren sind von Arthrose, der Abnutzung der Knorpelschicht in Gelenken, betroffen. „Kaputte“ Gelenke sind heute jedoch kein unabwendbares Schicksal mehr und müssen schon gar nicht zwangsläufig in ständigen Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit enden. Ein frühzeitiger gelenkerhaltender Eingriff wie die Arthroskopie oder die Korrektur der Beinachse kann Erleichterung bringen.
Die Abnutzungserscheinungen können nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber den Gelenkverschleiß kann man aufhalten. Wenn man sein Knie- oder Hüftgelenk regelmäßig bewegt, wird der Knorpel besser ernährt. So kann sich das Fortschreiten der Arthrose verlangsamen. Zu empfehlen sind Schwimmen und Radfahren.
Die Arthrose wird zunächst mit konservativen Methoden behandelt wie Krankengymnastik oder Wärmetherapie. Dadurch sollen die Schmerzen gelindert, die Beweglichkeit verbessert und der Gelenkverschleiß verzögert werden. Übergewichtige Patienten müssen ihr Gewicht reduzieren. Auch orthopädische Hilfsmittel wie Gehstützen oder Einlagen können Linderung verschaffen. Es ist vor allem jedoch wichtig, schnell zu reagieren und den Körper durch eine Schonhaltung nicht in Schieflage zu bringen oder gar Organe durch langfristige Schmerzmedikation zu schädigen. Konservative Behandlungen können operative Maßnahmen herauszögern und die Mobilität der Betroffenen erhalten.
Wenn Gelenke durch Arthrose geschädigt sind und Medikamente oder Krankengymnastik nicht mehr helfen, sorgt eine Endoprothese, ein künstliches Gelenk, für Schmerzfreiheit und neue Beweglichkeit. Gelenkoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit den höchsten Erfolgsquoten weltweit in Hinblick auf Mobilität und weitgehende Schmerzfreiheit. Auch die künstlichen Gelenke verschleißen, so dass 15 bis 20 Jahre nach dem Gelenkersatz eine sogenannte Wechseloperation manchmal notwendig ist.
Neben der Endoprothetik werden in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Standort Lemgo weitere Schwerpunkte angeboten:
SPORTMEDIZIN
Je nach Sportart können Erkrankungen schleichend oder typische Verletzungen akut auftreten. Im Bereich der Sportmedizin bietet die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie daher ein breites Behandlungsspektrum im Bereich der chronischen Beschwerden oder auch bei Akutverletzungen an.
ARTHROSKOPISCHE CHIRURGIE / KORREKTUROSTEOTOMIEN
Ein besonderer Schwerpunkt der Klinik ist auch die arthroskopische und minimalinvasive Behandlung bei Verletzungen und degenerativen Veränderungen der Schulter-, Knie-, Hüft- und Sprunggelenke.
KONSERVATIVE ORTHOPÄDIE
Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie bietet am Standort Lemgo alle Leistungen der konservativen Orthopädie an, beispielsweise Stufendiagnostik, Injektionsbehandlung oder Schmerztherapie bei chronischem Schmerzsyndrom.
KINDERORTHOPÄDIE
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, daher haben wir uns in diesem Bereich spezialisiert. Wir bieten orthopädische Leistungen für Kinder an bei Achsabweichung, Fußfehlstellungen, Knochenverlängerung, Hüftpathologien, Knochenzysten und gutartigen Tumoren oder tumorähnlichen Läsionen.
FUSSCHIRURGIE
In der speziellen Fußchirurgie bieten wir vor allem das gesamte Leistungsspektrum der Fuß- und Sprunggelenkschirurgie inklusive Korrekturarthrodesen und Weichteileingriffe an.
UNFALLCHIRURGIE / ALTERSTRAUMATOLOGIE
Die meisten Unfallverletzungen können in unserer Notfallambulanz ohne stationären Aufenthalt versorgt werden. Bei vorliegender Notwendigkeit erfolgt die stationäre Aufnahme zur weiteren Diagnostik und Therapie. Das Klinikum Lippe ist am Standort Lemgo für das Durchgangsarztverfahren zugelassen und unterhält für ambulante Patienten sowie für die stationäre Vor- und Nachbehandlung eine umfangreiche Durchgangsarzt- Ambulanz unter der Leitung von Dr. Hinrich Muhle.
TRAUMAZENTRUM LIPPE
Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie ist für den Standort Lemgo als Lokales Traumazentrum zertifiziert und Mitglied im Trauma- Netzwerk DGU® für die Region Ostwestfalen.