Was plastische Chirurgie nach Gewichtsverlust leisten kann
Susann K. war seit ihrer Kindheit krankhaft übergewichtig. Kurz nach ihrem vierzigsten Geburtstag entschied sie sich für eine sogenannte bariatrische Operation und ließ sich den Magen verkleinern. Innerhalb von zwei Jahren hat sie 80 kg abgenommen. Das war gut für Körper und Seele, aber den Blick in den Spiegel meidet sie nach wie vor. Ihre Haut konnte dem schnellen Gewichtsverlust nicht so schnell folgen und hängt wortwörtlich hinterher. Die neu gewonnene Bewegungsfreiheit durch die fehlenden Kilos wird durch massive Hautüberschüsse beeinträchtigt. Ein großer Bauchdeckenlappen und die hängende Haut an den Oberschenkeln führen neben dem optischen Effekt auch zu Einschränkungen im Alltag und Hautproblemen.
Patienten wie Susann K. finden in der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie am Klinikum Lippe kompetente Ansprechpartner, die auch die Problemzonen nach massivem Gewichtsverlust im Blick haben. Dr. Asmir Basagic ist seit Jahresbeginn Chefarzt dieser Abteilung und mit seinem Team Teil des Adipositaszentrums Lippe.
Herr Dr. Basagic, was passiert mit der Haut bei großen Gewichtsschwankungen, zum Beispiel durch den Jojo-Effekt bei Diäten, oder bei schneller Gewichtsreduzierung?
Die Haut wird durch massives Übergewicht stark beansprucht und überdehnt. Häufig besteht bei adipösen Menschen gleichzeitig eine Bindegewebsschwäche. Kommt es dann zu einer massiven und schnellen Gewichtsabnahme, fehlen die vorherigen Fettpolster und es tritt eine erhebliche Erschlaffung der Haut auf.
Diese erschlaffte und hängende Haut stört die Patienten bei Alltagsbewegungen. Unter den überschüssigen, extrem großen Hautfalten kommt es häufig durch das vermehrte Schwitzen zu Mazerationen. Dieses Aufquellen der Haut wird durch das längere Einwirken von Feuchtigkeit hervorgerufen, welche sich in Hautfalten naturgemäß staut. Das feuchte Milieu kann auch zu Entzündungen und Wunden führen. Viele Patienten beklagen außerdem unangenehme Reibungsphänomene und Wunden an den Oberschenkeln. Jetzt könnten sie endlich längere Strecken laufen, weil die überschüssigen Pfunde fehlen, vermeiden dies jedoch, weil die Reibung an den Oberschenkeln Schmerzen verursacht. Die Patienten fühlen sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht wohl in ihrer Haut und sind auch durch das ästhetische Erscheinungsbild gestört.
Wie können Sie diesen Patienten helfen?
In meiner Klinik bieten wir alle modernen Techniken der postbariatrischen Chirurgie an. Das reicht von Straffungen an der Brust über die sogenannte Abdominoplastik, also die Straffung der Bauchdecke, bis zu Straffungsoperationen an Oberarmen, Oberschenkeln und Gesäß. Zusätzlich können auch Fettabsaugungen (Liposuction) durchgeführt werden, wenn dies in besonderen Arealen notwendig ist.
Bei manchen Patienten ist das sogenannte obere – Brust, Rücken – oder untere – unterer Rumpf, Bauch, Gesäß – Bodylift ein notwendiger Schritt, um die Harmonie des Körperbildes wiederherzustellen. Dabei handelt es sich um eine Ganzkörperstraffung nach Lockwood, bei der wir mehrere Methoden zur Hautstraffung kombinieren und teilweise mit zusätzlichen Fettabsaugungen ergänzen. Auch diese Operationen, die häufig bei Patienten mit deutlicher Fettschürze angeraten sind, werden bei uns regelmäßig durchgeführt.
Bereiten die Narben nach einer plastischen Operation Beschwerden?
Leider ist keine Operation ohne Narbe möglich. Wenn man keine eher seltene, genetisch veranlagte Neigung zu sogenannten Keloiden oder hypertrophen Narben hat, also einer überschießenden Narbenbildung, bereiten die Narben in der Regel keine Probleme. Der endgültige Abschluss des Heilungsprozesses einer Narbe ist jedoch insgesamt langwierig und erst nach ungefähr einem Jahr komplett abgeschlossen. Mit der Zeit blasst die Narbe deutlich ab und fällt kaum noch auf. Es werden von uns spezielle Maßnahmen empfohlen, um den Heilungsprozess und das Ergebnis insgesamt zu verbessern. Nach einem Bodylift empfehlen wir zum Beispiel eine individuell angepasste Kompressionsmiederhose für die Dauer von sechs bis acht Wochen Tag und Nacht zu tragen. Während des gleichen Zeitraumes sollten die Patienten das Heben und Tragen schwerer Lasten vermeiden. Auch Sport und Sauna sind erstmal tabu. Duschen ist in der Regel schon einige Tage nach der Operation generell erlaubt, sollte jedoch anfänglich nicht zu ausgiebig erfolgen. Baden ist frühestens nach sechs Wochen bei stabilen verschlossenen Wunden möglich. Danach sollte die Haut mit einer üblichen Pflegelotion behandelt werden.
Kommen ebenso viele Frauen wie Männer in Ihre Klinik, um Haut- und Weichteilüberschüsse operativ entfernen zu lassen?
Es sind erfahrungsgemäß vorwiegend Frauen, wobei zunehmend auch Männer kommen, um sich zu einer operativen Therapie beraten zu lassen.
Wer übernimmt die Kosten für diese Operationen?
Die Kostenübernahme für die postbariatrische Straffungsoperation kann vom Patienten über die zuständige Krankenkasse beantragt werden. Wir sind dabei behilflich und erstellen im Rahmen unserer Sprechstunde einen ärztlichen Befundbericht mit der Indikation aus Sicht des Plastischen Chirurgen. Diesen Bericht senden wir dann auch gern dem Patienten nach Hause.
In der Sprechstunde werden von uns im Rahmen des Beratungsgespräches auch Fotos des Patienten angefertigt. Diese können den Antrag zusätzlich unterstützen und die Notwendigkeit der Operation anschaulich darstellen. Dem Antrag sollten auch, wenn vorhanden und relevant, Berichte anderer Ärzte, zum Beispiel vom Orthopäden, Gynäkologen oder Hautarzt, beigefügt werden. Den eigentlichen Antrag auf Kostenübernahme muss jedoch der Patient bei der Krankenkasse selbst stellen. Dies kann der Arzt für ihn leider nicht übernehmen. Die Entscheidung zur Finanzierung des Eingriffes trifft ausschließlich die zuständige Krankenkasse. Sollten die Kosten von der Krankenkasse nicht getragen werden, können Patienten dagegen einen Widerspruch einlegen. Eine private Finanzierung der Operationskosten im Falle der Absage durch die Krankenkasse ist selbstverständlich auch möglich.
Ab wann sollten Patienten sich bei Ihnen vorstellen?
Grundsätzlich muss man sagen, dass der BMI (Body Mass Index) eines Patienten vor einer plastischen Straffungsoperation optimaler Weise unter 32 sein sollte, da bei einem höheren BMI nachweislich die Komplikationsraten steigen. Sicherheit und Gesundheit haben bei allen Wünschen, mit denen die Patienten zu uns kommen, für uns in jedem Fall oberste Priorität. Außerdem sollte mindestens ein Jahr nach einer bariatrischen Operation, also der Magenverkleinerung oder Bypass-Operation, vergangen sein. Da erneute Gewichtsschwankungen das ästhetische Ergebnis deutlich negativ beeinflussen können, ist es auch für die Patienten wichtig, dass sie vor der Operation mindestens drei Monate ihr Gewicht halten konnten. Damit kann auch ein stabiles und ansprechendes postoperatives Ergebnis erreicht werden.
Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie Leistungsspektrum
- Handchirurgie mit Zulassung zum Schwerstverletztenartenverfahren (SAV)
- Rekonstruktion
- Ästhetische Chirurgie
- Verbrennungsmedizin