In der Krise zeigen sich Stärken und Schwächen

Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte über aktuelle Entwicklungen am Klinikum Lippe

Corona scheint nicht mehr das dominierende Thema zu sein. Es wird mehr oder weniger zum Dauerbegleiter und wir können und müssen damit umgehen. Die Pandemie wirkt dennoch wie ein Brennglas und in der Folge wie ein Katalysator für viele Entwicklungen in der Gesundheitswirtschaft – auch gesamtgesellschaftlich und gesamtwirtschaftlich – und bei uns im Klinikum Lippe.

Corona hat dafür gesorgt, dass die Krankenhäuser in ihrer Bedeutung als Rückgrat der medizinischen Versorgung der Bevölkerung wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt sind. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Krankenhäuser nach wie vor in einem politisch gewollten, harten unternehmerischen Wettbewerb befinden. Das hat Vorteile da der (Kosten-)Wettbewerb für Staat und Gesellschaft Effizienzreserven hebt. Es gibt aber auch Nachteile, denn so stehen zum Beispiel im Krisenfall wie der jetzigen Pandemie nur die Kapazitäten bereit, die zuvor betriebswirtschaftlich „für den Normalbetrieb“ finanziert wurden. In der krisenhaften Situation der zurückliegenden zwei Jahre ist auch im Klinikum Lippe deutlich geworden, wo unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen liegen. Wir können auf viele motivierte und leistungsstarke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen. Menschen, die zupacken und mit viel Engagement dafür sorgen, dass der Laden läuft. Unser Krankenhaus kann auf ein breites Leistungsspektrum bauen und ist in der Lage, die Lipperinnen und Lipper umfassend medizinisch – auch in Pandemiezeiten – zu versorgen. Es ist aber auch deutlich geworden, dass wir uns weiterentwickeln müssen, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu bewältigen.

Die Rahmenbedingungen eines Mangels an qualifiziertem Personal über alle Berufsgruppen hinweg und eine Unterfinanzierung der Infrastruktur werden sich insgesamt absehbar nicht ändern. Die Lösung kann daher nur sein, dass Medizin und Pflege von administrativen Aufgaben entlastet werden, damit eine optimale Patientenversorgung erreicht werden kann. In den Unterstützungsbereichen für Medizin und Pflege müssen wir uns daher noch stärker professionalisieren und im gesamten Unternehmen das Thema Prozessmanagement weiterentwickeln und Effizienz herstellen.

Prozesse und Effizienz sind aber auch immer abhängig von den räumlichen Gegebenheiten. Es zeigt sich deshalb heute, wie richtig es war, bereits vor Jahren entsprechende Maßnahmen für eine Qualitätsoffensive und nicht zuletzt für eine umfassende bauliche Zielplanung einzuleiten. In der Architektur sagt man „Form follows function“, die Form determiniert also die Funktion. Das ist auch unsere Maxime, die insbesondere bei Umbauten, Neubauten und Erweiterungen immer wieder zum Tragen kommt. Nur wenn es uns gelingt, bauliche Veränderungen so zu gestalten, dass unsere Leistungsträger effizient arbeiten können, werden wir dies betriebswirtschaftlich und vor allem auch in der Mitarbeiterzufriedenheit messen können.

Neben den Herausforderungen, die für uns als großer Regionalversorger für Gesundheit ohnehin bestehen, steht in den kommenden Jahren die Transformation vom Versorgungskrankenhaus zum Universitätsklinikum an. Das ist und wird mit viel Anstrengung und großen Herausforderungen verbunden. Eine Universität „tickt“ völlig anders als ein unternehmerisch im Wettbewerb aufgestelltes Krankenhaus, das als oberste Priorität eine optimale und hochwertige Patientenversorgung hat und dabei wirtschaftlichen Zwängen unterliegt. Das Klinikum Lippe investiert viel in diese Perspektive und die Chance, in der Hoffnung, dass es sich in den nächsten Jahrzehnten auszahlt. Die Absicherung und Weiterentwicklung in der medizinischen Maximalversorgung für unsere Patienten und die Erschließung und Sicherung des medizinischen und pflegerischen Personals sind für uns dabei von herausragender Bedeutung.