In Ausnahmesituationen müssen alle an einem Strang ziehen

Im Interview: Felix Köhring, Katastrophenschutzbeauftragter

Felix Köhring ist seit gut zwei Jahren Katastrophenschutzbeauftragter im Klinikum Lippe. Seit Beginn der Corona- Krise in Deutschland sind seine Arbeitstage noch länger als sonst. Gemeinsam mit der Krankenhauseinsatzleitung, einem für derartige Fälle vorgesehenen Krisenstab, steuert er das Krankenhaus durch schwierige Zeiten. Im Interview hat er verraten, wie er zu dieser Position kam, wie das Klinikum auf Krisen vorbereitet ist und was bei der erfolgreichen Bewältigung von Ausnahmesituationen hilft.

Seit wann arbeiten Sie im Klinikum Lippe?

Ich bin seit 2003 im Klinikum. Nach meiner Ausbildung zum Gesundheitsund Krankenpfleger an der Krankenpflegeschule Detmold, habe ich auf einer „normalen“ Pflegestation, danach im Bereich der Anästhesie/Intensivstation des Klinikums gearbeitet und bin seit dem Jahr 2008 in der Zentralen Notaufnahme in Detmold.

Und wie kamen Sie überhaupt auf den Beruf des Krankenpflegers?

Ich bin „von Kindes Beinen an“ in der Feuerwehr und wollte immer im Bereich des Rettungsdienstes arbeiten. Deshalb habe ich im Klinikum Lippe ein Pflegepraktikum absolviert – mit dem Ergebnis, dass ich mich für die Krankenpflegeausbildung entschieden habe.

Nun sind Sie Katastrophenschutzbeauftragter für das gesamte Klinikum. Wie kam es dazu?

Ich möchte mich immer weiterentwickeln und neues dazulernen, „nicht auf der Stelle treten“. Parallel und berufsbegleitend zu meiner Arbeit als Gesundheits- und Krankenpfleger studierte ich Bevölkerungsschutz- und Rettungsmanagement / Katastrophenschutz an der Hochschule Berlin. Anschließend habe ich noch eine Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Notfallpflege absolviert. Im Jahr 2016 bekam ich die Chance, in der Arbeitsgruppe „Krankenhausalarmplanung“ des Klinikums mitzuarbeiten. Inzwischen ist daraus mein Beruf geworden. Ich habe 2018 die Stabsstelle Katastrophenschutz übernommen und bin seitdem als Katastrophenschutzbeauftragter tätig. Daneben arbeite ich noch zweimal im Monat als Fachkrankenpfleger in der Notaufnahme. Die Kombination aus beiden Tätigkeiten finde ich perfekt.

Was gefällt Ihnen besonders gut an ihrem Job als Katastrophenschutzbeauftragter?

Dass man nicht weiß, was als nächstes passiert. Es ist nichts vorhersehbar und planbar. Und wenn ein Ereignis eintritt, sind Organisationsgeschick und strategisches Denken gefordert. Die Corona-Pandemie in diesem Jahr ist dafür beispielhaft. Als Katastrophenschutzbeauftragter obliegen mir die organisatorische Leitung sowie die stellvertretende Leitung des Stabs. Ich sorge für die Etablierung der notwendigen Strukturen hinsichtlich Infrastruktur, Ausstattung und Patientenmanagement. Das ist eine sehr verantwortungsvolle und abwechslungsreiche Arbeit.

Wie ist denn beispielsweise die Notaufnahme auf ein großes Busunglück mit vielen Verletzten vorbereitet?

Wir haben einen Krankenhausalarmplan und mindestens einmal im Jahr führen wir eine Stabsrahmenübung im Rahmen der Krankenhauseinsatzleitung durch. Die Übungen finden in verschiedenen Bereichen und Szenarien, in unterschiedlichem Umfang statt. Im Krankenhausalarmplan ist genau beschrieben, wie im Schadensfall zu handeln ist, wie die Abläufe organisiert werden und die Aufgaben verteilt sind. Wenn es zu einem sogenannten Massenanfall von Verletzten käme, wie bei dem Beispiel mit dem Busunglück, würde die Notaufnahme weitestgehend geräumt. Es würden verschiedene Behandlungs- und Versorgungsteams aus Ärzten und Pflegekräften zusammengestellt. Der jetzige Wartebereich würde in einen sogenannten Sichtungsbereich umgebaut. Treffen die Patienten dann ein, werden sie medizinisch begutachtet, je nach Verletzungsgrad verschiedenen Farbkategorien zugeordnet und entsprechend der Dringlichkeit von den Teams in den Versorgungsbereichen behandelt.

Ein Paradebeispiel für eine Ausnahmesituation erleben wir alle gerade und Sie haben es selbst schon angesprochen: Die Corona-Pandemie. Kann sich ein Krankenhaus auf solche Ereignisse denn überhaupt vorbereiten?

Besonders wichtig ist in solchen Situationen natürlich die Zusammenarbeit des gesamten Klinikteams. Es müssen alle an einem Strang ziehen. Die Corona-Krise zeigt: Das klappt hier im Klinikum Lippe bisher sehr gut. Dafür möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und besonders bei den Kolleginnen und Kollegen der Krankenhauseinsatzleitung bedanken. Dennoch ist es auch erforderlich, dass wir in einer aktuellen Krise kommende potentielle Katastrophen, Schadens- und Krisenlagen nicht vergessen und uns auf diese bestmöglich vorbereiten.