Im Interview: Dr. Christine Fuchs
Seit Juni 2020 ist Dr. Christine Fuchs Medizinische Geschäftsführerin der Klinikum Lippe GmbH. Mit 15 Jahren klinischer Tätigkeit und 19 Jahren Krankenhausmanagement bringt die Chirurgin und Gesundheitsökonomin jede Menge Führungsund Managementerfahrung mit. Auch im Bereich der Universitätsmedizin war sie an anderen Krankenhäusern bereits erfolgreich tätig. Im Interview verriet sie, warum Verwaltung und Klinik manchmal unterschiedliche Sprachen sprechen.
Bielefeld, Lübbecke, nun Detmold und Lemgo: Per Luftlinie ist das alles nicht weit voneinander entfernt. Haben Sie eine besondere Verbundenheit zur Region?
Ja, auch wenn ich eigentlich gebürtig aus Würzburg stamme, bin ich mittlerweile Ostwestfälin und wohne in Bielefeld. Die Region hat einfach so viel zu bieten und es ist für meine Tätigkeit von Vorteil, dass ich die Themen, Strukturen und handelnden Personen im Gesundheitssektor bereits kenne.
Und warum nun das Klinikum Lippe?
Ich habe mich aus drei Gründen auf die Position der Medizinischen Geschäftsführerin hier beworben: Die kommunale Trägerschaft, die attraktive Struktur des Hauses sowie die spannende berufliche Herausforderung. Ich bin davon überzeugt, dass ein engagierter kommunaler Träger die besten Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige Medizin in der Flächenversorgung bietet. Darüber hinaus hat das Klinikum Lippe mit 30 Kliniken und Instituten an drei Standorten eine exzellente Grundstruktur, um überregionale Spitzenmedizin anzubieten. Ergänzt wird dies durch die vorhandene MVZ-Struktur und die gute Vernetzung der Gesundheitsdienstleister in der Region. Ich sehe hier einfach viel Potenzial für eine Weiterentwicklung, die ich gern aktiv begleiten möchte.
Was genau machen Sie denn als Medizinische Geschäftsführerin am Klinikum Lippe?
Ich arbeite mit allen Berufsgruppen eng zusammen und bin erste Ansprechpartnerin für alle klinischen Themen und Abläufe im Haus. Spannend daran ist, dass ich meine gewählten Berufswelten, also die Medizin und die Ökonomie, zusammenbringen kann. Ich kenne beide Seiten und das hat enorme Vorteile. Nur weil Verwaltung und am Patienten tätige Mitarbeiter in einem Klinikum arbeiten, heißt das noch lange nicht, dass sie auch dieselbe Sprache sprechen. Dieses Phänomen begegnet mir täglich. Verwaltungsarbeit findet zum Großteil schriftlich statt, es geht um Fristen, Vorgänge, Wiedervorlagen und Akten. Die Ärzte, Pflege- und Funktionskräfte hingegen arbeiten eher im menschlichen Kontakt und müssen, das weiß ich selbst aus meiner klinischen Erfahrung, oftmals schnell reagieren und entscheiden. Ich kenne beide Welten und spreche beide Sprachen, so dass ich helfen kann, Kommunikations- und Strukturprobleme zu erkennen. Nur so können wir effizienter und effektiver arbeiten. Das bringt auch mehr Arbeitszufriedenheit und Motivation für jeden einzelnen Mitarbeiter.
Nun sind Sie ein gutes halbes Jahr im Dienst. Welches Fazit ziehen Sie mit Blick auf die letzten Monate?
Mein Fazit ist auf jeden Fall positiv. Ich treffe hier jeden Tag viele engagierte und für ihre Arbeit begeisterte Mitarbeiter. Sie sind offen für die Begegnung und den Austausch, so dass ich bereits zahlreiche interessante und wichtige Gespräche führen durfte. Besonders aufgefallen ist mir auch die medizinisch und pflegerisch hervorragende Qualität sowie die gute intersektorale Vernetzung.
Nur mit diesen Voraussetzungen können wir gemeinsam die Aufgaben bewältigen, mit denen aktuell alle Krankenhäuser in Deutschland konfrontiert werden. Konkret heißt das: Wir müssen Prozesse weiter harmonisieren und patientenzentrierte Abläufe über die verschiedenen Berufsgruppen hinweg im Gesamten betrachten. Es hilft hier nur der Blick über den Tellerrand, denn aufgrund der Pflegepersonaluntergrenzen, die künftig fast alle Fachabteilungen betreffen werden, wird ein Krankenhaus ohne Anpassungen nicht versorgungsfähig bleiben. Unser Betten- und Belegungsmanagement auf den Normalstationen muss also weiterentwickelt werden. Die Ressource Pflegedienst definiert künftig die Verfügbarkeit von Betten, denn wenn keine Schwester oder kein Pfleger für die Patientenversorgung bereitsteht, nützt mir auch das Bett nichts.
Ein Strukturmerkmal der Region ist die Patientenversorgung in der Fläche. Wo stehen wir aus Ihrer Sicht aktuell?
Mein Vorgänger, Dr. Middecke, hat wirklich exzellente Arbeit geleistet. Die Akteure des Gesundheitssektors sind hier sehr gut und stark vernetzt. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt meine bisherige berufliche Erfahrung. Den bestehenden Dialog müssen wir weiter pflegen, aber auch wo immer möglich ausbauen. Unser Ziel sollte es sein, Patientenversorgung Hand in Hand zu organisieren. Dabei möchte ich Regel- und Notfallversorgung, ambulante und stationäre Angebote genauso einbeziehen, wie Pflege, Reha oder die häuslichen Hilfen. Eine Gesundheitsversorgung ist aus meiner Sicht dann exzellent, wenn sie nicht bei der Krankenhausentlassung endet, sondern den Patienten darüber hinaus entsprechend seiner Bedürfnisse begleitet.
Und natürlich darf man mit Blick auf die Region auch die aktuellen Entwicklungen nicht vergessen. Die Beteiligung am Universitätsklinikum OWL ist beispielsweise eine große Chance für uns, die auch die Vernetzung lokal, regional und überregional weiter vorantreibt. Wenn wir Spitzenmedizin und Forschung auf universitärem Niveau betreiben, ist das nicht nur ein Pluspunkt für unsere Patienten, sondern auch ein Vorteil zur Mitarbeitergewinnung. Ich freue mich darauf, meine Expertise hier einzubringen und auch wenn ich aus der Vergangenheit weiß, welche Herausforderungen uns bevorstehen, bin ich doch davon überzeugt, dass es sich lohnt.
Dr. Christine Fuchs geht ins Gespräch mit den Mitarbeitern, um Prozesse zu optimieren
Was sind Ihre Ziele als Medizinische Geschäftsführerin am Klinikum Lippe?
Ich möchte, dass das Klinikum Lippe ein TOP-Krankenhaus ist, dass sich durch zufriedene Patienten und positive wirtschaftliche Ergebnisse auszeichnet. Unsere Mitarbeiter sollen gern hier arbeiten und stolz sein auf die gemeinsam erreichten Leistungen. Es sollte unser aller Ziel sein, überregional anerkannte Spitzenmedizin zu leisten. Dafür ist es notwendig, dass wir transparente und verlässliche Grundprozesse schaffen und optimieren. Doch eins dürfen wir dabei auf der Management-Ebene nie vergessen, alle Prozesse müssen am Patienten und mit dem Blick auf das Ganze ausgerichtet sein. Diese Herausforderungen schaffen wir nur gemeinsam im Team und ich werde mich mit meiner Erfahrung, meinem Optimismus und meiner Kreativität voll einbringen.