Der Krebsbekommt einsauf die Mütze

Patienten profitieren vom Projekt „Onkomütze“ am Standort Lemgo

Das Internet macht vieles möglich. Insbesondere in sozialen Netzwerken gibt es immer wieder tolle kleine Projekte, die mithilfe der digitalen Vernetzung deutschlandweit organisiert werden können.

Ein Beispiel dafür ist die Interessengemeinschaft „Onkomütze“, die dank Maren Mehler seit diesem Sommer auch am Standort Lemgo aktiv ist.

Frau Mehler, in welchem Bereich arbeiten Sie am Klinikum Lippe?

Zunächst war ich bis 2007 Krankenschwester in Detmold. Nach meiner Ausbildung habe ich mit viel Leidenschaft in der Gynäkologie gearbeitet. Zu der Zeit versorgten wir dort alle gynäkologischen Krankheitsbilder, auch die onkologischen. Später war ich ein paar Jahre als Springer unterwegs – also in verschiedenen Abteilungen eingesetzt – und dann noch ein Jahr in der Kardiologie. Inzwischen habe ich eine Umschulung zur Kauffrau gemacht und arbeite mit der gleichen Leidenschaft in der Patientenaufnahme in Lemgo.

Und was verbirgt sich hinter der Aktion „Onkomütze“?

Seit Juli 2020 bekommen wir über die Aktion „Onkomütze“ Mützen geschenkt für unsere Patienten, die wegen Chemotherapien oder auch aus anderen Gründen ihre Haare verlieren. Das ist nur möglich, weil es Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren.

Wie kam es dazu?

Ich bin, wie so viele von uns, auf Facebook unterwegs. Dort lernt man ja durchaus viele Menschen kennen, insbesondere, wenn man in der ein oder anderen Gruppe aktiv ist. So kam es, dass mich eine „Facebookfreundin“ fragte, ob ich in einem Krankenhaus arbeite und ob wir denn schon Mützen von ihnen bekämen. Ich hatte natürlich keine Ahnung wovon sie redete. Deshalb lud sie mich ein in die Facebookgruppe „Onkomütze – eine Mütze für krebskranke Menschen“.

Was macht denn das Team von „Onkomütze“?

Es ist unfassbar, was die Mitglieder dort alles auf eigene Kosten leisten. Viele nähen, stricken oder häkeln Mützen, nach Jahreszeiten, Größen oder Geschlechtern sortiert und auch für Kinder. Es gibt Maskennäher, Tuchnäher, manche stellen Port- oder Herzkissen her, und es gibt Leute, die das alles organisieren. Es gibt Lager für die fertigen Mützen, Dateien mit Schnittmustern und Listen, wer welche Kliniken versorgt. Da „Onkomütze“ in ganz Deutschland tätig ist, handelt es sich hier wirklich um ein logistisches Meisterwerk.

Der Krebsbekommt einsauf die Mütze

Maren Mehler aus der Patientenaufnahme am Standort Lemgo engagiert sich für die Patienten gemeinsam mit dem Projekt „Onkomütze“

Wie profitiert das Klinikum Lippe vom Kontakt zu „Onkomütze“?

Da unsere onkologischen Patienten von der ersten Verdachtsdiagnose über mögliche Operationen und den kompletten Therapiezeitraum bei uns zu den elektiven Aufnahmeterminen kommen, weiß ich, dass es häufig Probleme gibt in Bezug auf Mützen. Sie sind beispielsweise zu teuer oder gefallen nicht. Darum habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und mich eingetragen als Verbindungsperson zwischen der Facebookgruppe von „Onkomütze“ und unseren Stationen und Ambulanzen. Und nun gibt das Klinikum Lippe dem Krebs eins auf die Mütze. Ich bin zunächst für den Standort Lemgo aktiv, aber man könnte das ja auch ausweiten auf alle Klinikstandorte, denn der Bedarf ist sicher da.

Und wie kommen die Patienten an die Mützen?

Das Personal kann Mützen für bettlägerige und ambulante Patienten holen, aber auch die Patienten zu mir schicken. Sie können sich dann hier bei mir in der Patientenaufnahme bis zu drei Mützen pro Jahreszeit aussuchen. Ich habe auch Gutscheine, mit denen sich Facebookmitglieder in die Gruppe aufnehmen und sich Mützen individuell nach Ihren Wünschen herstellen lassen können.

Was ist ihr größter Wunsch für das Projekt?

Ich bin persönlich sehr dankbar für die Motivation der Gruppenmitglieder und würde mich freuen, wenn wir möglichst viele unserer Patienten erreichen und somit in der schwierigen Zeit ein kleines bisschen glücklicher machen könnten. Ich wünsche mir, dass sich weitere Unterstützer finden, die aktiv mitmachen oder für die Aktion „Onkomütze“ spenden, damit Porto- oder Materialkosten geleistet werden können.